Eine säkulare Stimme im Rundfunkrat

Ingrid Matthäus-Maier berichtet über die Tätigkeit
während ihrer ersten 10 Monate in diesem Gremium

Der Rundfunkrat des WDR ist eines von drei Organen – neben dem Verwaltungsrat und dem Intendanten.

Der Rundfunkrat vertritt als Aufsicht im WDR die Interessen der Allgemeinheit. Ziel ist es, die Vielfalt der Meinungen und Bedürfnisse der Bürger/innen in die Arbeit des Senders einzubringen.

Wie die Zusammensetzung sind auch die Aufgaben des Rundfunkrats durch das WDR-Gesetz genau geregelt. Das Gremium berät über alle grundsätzlichen Fragen zu Angeboten, Struktur und Finanzen des WDR. Zudem ist das Gremium traditionell medienpolitisch sehr engagiert. So begleitete der Rundfunkrat bereits zahlreiche Gesetzgebungsverfahren auf Landes-, Bundes- und internationaler Ebene und setzte sich stets für Rahmenbedingungen ein, die es dem WDR ermöglichen, seinen öffentlichen Auftrag zu erfüllen und eine hohe Programmqualität zu sichern. Dabei ist Kernbotschaft des Rundfunkrats: In der durch das Internet geprägten Medienwelt, in der ehemals getrennte Medien und Inhalte zusammenwachsen, gilt es, den Rundfunk nicht allein als Wirtschaftsgut zu regulieren, sondern daneben seine besondere Rolle als Kulturgut weiter zu schützen.

Für den Intendanten sind die Beschlüsse des Rundfunkrats bindend. Wichtige Themen lässt das Gremium durch spezialisierte Ausschüsse vorbereiten – solche Fachgremien gibt es für Programm, Haushalt und Finanzen sowie für Rundfunkentwicklung. Daneben bildet der Rundfunkrat Arbeitsgruppen zu bestimmten Themenschwerpunkten.

Seit knapp 10 Monaten ist nun erstmalig in der Geschichte dieses Rates eine dezidiert säkulare Stimme im Rundfunkrat vernehmbar, nämlich die von Ingrid Matthäus-Maier.

Über ihre Erfahrungen in dieser Zeit, über Aufgaben, Struktur  und Einflussmöglichkeiten wird die langjährige Bundestagsabgeordnete sprechen und mit den Zuhörern diskutieren.

Freitag, 06. Oktober 2017   |     19.00 Uhr Humanistisches Forum Köln

GBS – IBKA – Skeptiker – HVD 

Offener säkular- humanistischer Gesprächskreis

Atrium 

Restaurant Atrium / Alte Post An den Dominikanern 6-8

50668 Köln

(Eintritt  frei)

Der Genozid an den Armeniern bleibt aktuell – Dr. phil. Klaus Gebauer

Freitag. 6. Januar 2017

Verbrechen in der Geschichte von Völkern, Nationen und Staaten müssen von den Erben wie Hypotheken bewusst und selbstkritisch abgearbeitet werden. Geschieht das nicht, werden immer wieder giftige Zinsen fällig, die die Wiederholung ähnlicher Verbrechen wahrscheinlich machen. Ausgehend von dieser Grundthese und ausgehend von der Armenienresolution des Deutschen Bundestags stellt Klaus Gebauer zwei neue (2015) Bücher über den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915/16 vor: Rolf Hosfeld – „Tod in der Wüste“ – und Jürgen Gottschlich – „Beihilfe zum Völkermord – Deutschlands Rolle bei der Vernichtung der Armenier“. Klaus Gebauer wird den Umgang der Osmanen mit den anatolischen Minderheiten bis in die Zeit der Eroberung Kleinasiens durch die Seldschuken (11. Jahrhundert) zurückverfolgen und immer wieder ausbrechende rassistische Exzesse in der Geschichte der modernen Türkei seit ihrer Gründung nach dem Ersten Weltkrieg in seine Büchervorstellung einbeziehen.

Aus allem ergeben sich drängende Fragen zur gegenwärtigen Machtergreifung von Erdoğan und seiner nationalislamistischen AKP.

Weltanschauung als Diskriminierungsgrund – Dr. Thomas Heinrichs

Freitag. 2. Dezember 2016

Dr. Thomas Heinrichs, Rechtsanwalt, Philosoph und Präsidi­ums­mitglied im HVD Berlin-Brandenburg, berichtete aus seinem aktuellen Gutachten für die Antidiskiminierungsstelle des Bundes: „Weltanschauung als Diskrimi­nie­rungs­grund – Begriffsdimensionen und Diskriminierungsrisiken“. Von grundsätzlichen Fragen der Weltan­schau­ung im Verhältnis zur Konfessionsfreiheit, über die in NRW ver­breit­e­ten Bekenntnisschulen bis hin zu konkreten Handlungsbedarfen stellte Dr. Heinrichs die Ergebnisse seiner Untersuchung zur Diskussion.

Kein Schritt zurück – Frauen im Islam

Lesung und Diskussion mit Arzu Toker

Freitag, 28. Oktober 2016

Was bedeutet „Ehre“ im Islam? Um wessen Ehre geht es? Arzu Toker setzt sich literarisch mit dem Verständnis von „Ehre“ auseinander.

Im ersten Teil des Buches beschreibt sie den tiefen Konflikt junger Migrantinnen in Deutschland, einerseits frei zu leben zu wollen und gleichzeitig den traditionellen Anforderungen der Herkunftsfamilien ausgeliefert zu sein.Toker stellt heraus, dass der Ehrbegriff vor allem das „Recht” des Mannes beschreibt,  über die Wünsche und das Leben seiner Ehefrau und Töchter zu bestimmen. 

Den zweiten Teil des Buches bildet der Text „Verschenkte Freiheit“. Darin klagt eine Mutter in Briefen voller Wut und Schmerz über den Verlust ihrer Tochter an eine islamische Sekte. Dem Leser wird schnell klar, dass es sich um die Fethullah-Gülen-Bewegung handelt. Dahinter steht der in den USA lebende türkische Imam Fethullah Gülen mit seinem Wirtschafts-, Bildungs- und Medienimperium, der auch in Deutschland strategisch missioniert und über ein Netz von Einrichtungen verfügt. Wie geht ein liberal gesinnter Mensch damit um, wenn das eigene Kind sich von der offenen Gesellschaft abwendet und sich längst überwunden geglaubten Geschlechterrollen unterwirft?

Tokers  Texte sind leidenschaftliche Plädoyers gegen religiöse Gruppenidentitäten und patriarchale Herrschaftskultur. Für Selbstbestimmung und Freiheit: die Freiheit von religiösen Zumutungen und die Freiheit von nationalen Fesseln. Gegen die „Islamisierung der Migrantenpolitik“, die seit vielen Jahren vor allem von konservativen islamischen Verbänden betrieben und von der deutschen Politik weitestgehend unkritisch übernommen worden ist. Ein Plädoyer für Demokratie und eine Utopie zur Entwicklung gemeinsamer grenzüberschreitender Werte.

Arzu Toker lebt seit 1974 in Deutschland. Sie arbeitet als Journalistin, Schriftstellerin und Übersetzerin und hat zahlreiche Frauen- und Bildungsprojekte initiiert. 1985-1997 saß sie als „Ausländervertreterin“ im Rundfunkrat des WDR.