Ist der Neue Atheismus niveaulos?

von Bernd Vowinkel

Ein häufiger Vorwurf von Seiten der etablierten Theologie ist, dass der Neue Atheismus kein Niveau hätte. Gegenüber dem alten Atheismus sei er nicht besser, sondern nur lauter. Das läge wohl auch daran, dass einige wichtige Vertreter des Neuen Atheismus Naturwissenschaftler seien und somit in der Regel keine tiefere Kenntnis der theologischen Fachliteratur hätten. So wird insbesondere Richard Dawkins empfohlen, doch lieber in seinem Institut weiterhin Saurierknochen zu sortieren als über die Religionen herzufallen. Dawkins hat daraufhin in neueren Ausgaben seines Buches „Der Gotteswahn“ einen Leserbrief im Anhang abgedruckt, der diesen Vorwurf äußerst treffend thematisiert:

 

„Ich habe die schamlosen Anschuldigungen von Mr. Dawkins betrachtet und war empört darüber, dass es ihm an ernsthafter Fachkenntnis mangelt. Er hat offensichtlich nicht die detaillierten Ausführungen des Grafen Rodrigo von Sevilla über das exquisite exotische Leder der kaiserlichen Stiefel gelesen, und ebenso berücksichtigt er nicht im Mindesten Bellinis Meisterwerk “Über das Leuchten des kaiserlichen Lederhutes”. Ganze Denkschulen haben sich der Aufgabe gewidmet, gelehrte Abhandlungen über die schönen Gewänder des Kaisers zu schreiben, und jede größere Zeitung enthält eine Kolumne über die Mode am Kaiserhof… Dawkins ignoriert in seiner Arroganz alle diese zutiefst philosophischen Gedanken und beschuldigt den Kaiser der Nacktheit… Solange Dawkins sich nicht in den Boutiquen von Paris und Mailand weitergebildet hat, solange er nicht gelernt hat, den Unterschied zwischen Rüschenvolant und einer Pumphose zu erkennen, sollten wir alle so tun, als habe er nie etwas gegen den Geschmack des Kaisers gesagt. Seine Ausbildung als Biologe mag ihn in die Lage versetzen, herabhängende Geschlechtsteile zu erkennen, wenn er sie sieht, aber sie hat ihn nicht gelehrt, Imaginärstoffe richtig zu bewerten.“

 

Eben das ist gerade die große Kunst der Theologie: Imaginärstoffe zu bewerten. Daneben kennt sich der gute Theologe hervorragend in der Literatur der griechischen Philosophen aus und hat daher immer ein passendes Zitat zur Hand. Aber er kennt natürlich auch die Argumente der „gebildeten“ Atheisten vergangener Zeiten und ist nach eigener Einschätzung in der Lage, alle diese Argumente zu widerlegen. Dabei bedient er sich einer Sprache auf höchstem Niveau, garniert mit möglichst vielen Fachausdrücken. So verwundert es nicht, dass der gemeine Gläubige in der Regel von Vorträgen der hohen Theologie völlig beeindruckt ist. Vom Inhalt der Vorträge wird er wenig verstehen, aber das ist ja auch nicht der Sinn solcher Vorträge. Sie dienen vielmehr dazu, die Gläubigen von der Intelligenz und der geisteswissenschaftlichen Bildung des Vortragenden zu überzeugen. Das vermittelt Autorität und nur durch Autorität sind die unlogischen und unvernünftigen Glaubensgrundsätze zu vermitteln, Nachdenken und tiefere Erkenntnis schadet der Sache nur. Beispiele für inhaltloses Geschwätz finden sich in fast jedem Lehrbuch zur Theologie. Besonders haarsträubend wird es meist, wenn die Trinitarität mit dem Monotheismus auf Biegen und Brechen in Einklang gebracht werden soll:

 

„Der innertrinitarische Logos geht in seinem Personsein ganz und gar darin auf, vom Vater her und auf den Vater hin zu sein und ist gerade so (mit dem Vater zusammen) der Ausgang für den Heiligen Geist. Gerade durch sein Vom-Vater-her- und Auf-den-Vater-hin-Sein ist er also die Ermöglichung von einer Gemeinschaft, die gerade durch Andersheit konstituiert ist.“

 

(Aus „Einführung in die Systematische Theologie“ von Klaus von Stosch, S. 137)

 

Naturwissenschaften und Glaube

 

Nun stehen viele Glaubensgrundsätze in krassem Gegensatz zu den Erkenntnissen der Naturwissenschaften. Im Mittelalter wurden solche Probleme durch die Inquisition schnell und sauber gelöst. In unserer Zeit sind diese Methoden etwas aus der Mode gekommen und so muss man sich dann doch ernsthaft dieses Problems annehmen. Da die Naturwissenschaften immer weitere Bereiche unserer Erfahrungswelt entschlüsseln und damit auch entmystifizieren, befindet sich die Theologie auf einer ständigen Flucht vor neuen Erkenntnissen der Naturwissenschaften. Die verbleibenden Lücken werden immer kleiner und man sieht sich in der misslichen Lage, nur noch diese Lücken füllen zu können. Ein Lückenbüßergott ist aber etwas recht Erbärmliches und so hat man sich entschlossen, die Flucht nach vorne anzutreten. Man behauptet einfach, dass die Glaubensgrundsätze nicht im Sinne der Wissenschaft überprüfbar sind. Sie sind vielmehr eine andere Sichtweise von Wahrheit und Realität und sie gehen sogar über die Erkenntnismöglichkeiten der Wissenschaften hinaus. Sie bieten sozusagen einen unmittelbaren Zugang zu absoluten Wahrheiten. Damit hat man sich endgültig gegen die lästigen Naturwissenschaften immunisiert. So der Theologe Von Dobbeler bei einer Podiumsdiskussion:

 

„Die Beschränkung auf eine naturalistisch-materialistische Welt- und Selbstwahrnehmung sitzt meines Erachtens in mehrfacher Hinsicht Illusionen auf. Dieser Reduktionismus verwechselt den Gott der Bibel mit jenem Hinterwäldler, der als Lückenbüßer unserer fortschreitenden Erkenntnis weichen muss. Der Gott des Christentums ist jedoch kein außerweltlicher Hochgott, sondern es ist der sich selbst erniedrigende Mensch Gewordene, auf Golgatha Gekreuzigte, der durch seine Ohnmacht in der Welt Raum gewinnt.“

„Das Paradoxon – das Paradoxon … der Inkarnation, der Menschwerdung Gottes, nach Kierkegaard das Paradoxon schlechthin, wird durch die Gespensterjagd der neuen Atheisten weder begriffen noch voll getroffen.“

 

Nun, dass das Paradoxon der Menschwerdung Gottes von den neuen Atheisten nicht begriffen wird, ist völlig richtig. Das liegt aber mehr an der nicht vorhandenen Logik der christlichen Heilsgeschichte. Sehen wir uns diese einmal in Kurzfassung an: Da gibt es einen allmächtigen, allwissenden Gott, der die Welt erschaffen hat. Er schickt seinen eigenen Sohn zu einem unbedeutenden Planeten, der einen von 100 Milliarden Sternen umkreist in einer von 100 Milliarden Galaxien. Auf diesem Planeten lässt er seinen Sohn von unzivilisierten Affenabkömmlingen an ein Kreuz nageln, um für deren Sünden zu sterben, die sie nicht oder noch nicht begangen haben. Dieses wiederum führt zur Tilgung der Sünden, so dass die Menschen nach ihrem Tode in ewiger Glückseligkeit weiterleben dürfen.

 

Diese Geschichte ist völlig abstrus und niveaulos. Albert Einstein hat sie in einem Brief als „kindischster Aberglaube“ bezeichnet. Sie ist nichts anderes als eine Verhöhnung unseres Verstandes und unserer Vernunft und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass viele Menschen diese Geschichte nicht als Realität akzeptieren können.

 

Tritt nun doch einmal der seltene Fall ein, dass naturwissenschaftliche Erkenntnisse einen Glaubensgrundsatz zu stützen scheinen, dann hebt die Theologie die scharfe Trennung zur Naturwissenschaft natürlich sofort wieder auf. Ein Beispiel dazu ist die Verbindung zwischen Urknalltheorie und Schöpfungsgeschichte. Die römisch-katholische Kirche hat schon 1951, für ihre Verhältnisse äußerst schnell, offiziell erklärt (Papst Pius XII in einer Rede vor der päpstlichen Akademie der Wissenschaften), dass dieses Modell mit der Bibel in Einklang steht, denn offensichtlich war dies der Zeitpunkt des Schöpfungsaktes unseres Universums. Es war damit das erste Mal, dass die Naturwissenschaft einen Glaubensgrundsatz zu bestätigen schien. Dies bekräftigte der vatikanische Astronom William Stoeger mit den Worten: „Die Erkenntnis vom Urknall hat das Bild Gottes veredelt“. Die Genugtuung darüber war aber etwas verfrüht, denn eine genauere Betrachtung führt auch hier zu Widersprüchen. Zudem hören diese bösen Naturwissenschaftler einfach nicht auf zu forschen und diskutieren mittlerweile darüber, ob es nicht doch eine Zeit vor dem Urknall gab. So nahm 1981 der bekannte Physiker Stephen Hawking an einer Kosmologie Tagung im Vatikan teil, wo er sein Konzept vorstellte, laut dem das Universum keine Grenzen haben solle. In diesem Vortrag stellte er das All zugleich als ein Phänomen dar, das einfach vorhanden ist und dementsprechend keines Schöpfergottes bedarf:

 

„Wenn das Universum einen Anfang hatte, können wir von der Annahme ausgehen, dass es durch einen Schöpfer geschaffen worden sei. Doch wenn das Universum wirklich völlig in sich selbst abgeschlossen ist, wenn es wirklich keine Grenze und keinen Rand hat, dann hätte es auch weder einen Anfang noch ein Ende; es würde einfach sein. Wo wäre dann noch Raum für einen Schöpfer?“

 

Darauf sagte Papst Johannes Paul II auf einer Audienz vor den Wissenschaftlern, dass die Wissenschaftler zwar die Evolution des Universums nach dem Urknall untersuchen können, aber sich nicht mit dem Augenblick der Schöpfung (Urknall) selbst befassen sollten. Dies sei Sache der Theologen:

 

„Jede wissenschaftliche Hypothese über den Ursprung der Welt, wie etwa die des Uratoms, aus dem sich die gesamte materielle Welt entwickelt haben soll, lässt die Frage nach dem Anfang des Universums offen. Dazu bedarf es einer Erkenntnisweise, die über die Physik und Astrophysik hinausreicht – der Metaphysik. Vor allem bedarf es einer Erkenntnisweise, die sich auf die Offenbarung Gottes beruft.“

 

Aha, kann man da als Naturwissenschaftler nur sagen, Theologen verfügen ganz offensichtlich über Erkenntnisweisen, die uns völlig verschlossen sind. Wir geben Jahr für Jahr Milliarden Euro für große Forschungsinstrumente aus, wir machen komplizierte Experimente und Beobachtungen und werten diese in mühseliger Kleinarbeit aus. Doch all dieses Bemühen ist vergebens, denn die letzten absoluten Wahrheiten übermittelt der Herr seinem Bodenpersonal auf direktem Wege und lässt die Naturwissenschaftler dumm aussehen.

 

Nun hat aber schon Immanuel Kant in seinem Werk „Die Kritik der reinen Vernunft“ dargelegt, dass man durch Transzendenz und Metaphysik nicht auf einen Schöpfergott schließen kann. Viele Theologen scheuen sich aber trotzdem nicht, Kant Gewalt anzutun, indem sie sich aus seiner Erkenntnistheorie einen Weg zu göttlicher Erkenntnis zurechtbasteln. So sagte z.B. der katholische Theologe Buchholz in einer Podiumsdiskussion:

 

„Schöpfung meint eine Herkünftigkeit, die nicht im strengen Sinne selbst noch mal in der Form einer Kausalität zu denken ist, sondern in der Kausalität selbst als Bedingung der Möglichkeit enthalten ist.“

 

„Wenn die Dynamik endlicher Vernunft, diese Selbsttranszendenz endlicher Vernunft, nicht ins Absurde und Leere laufen soll, so zielt sie auf eine Wirklichkeit, die nicht nochmals das endliche Produkt unserer Projektionen und Modelle ist.“

 

Eine nicht kausale Herkünftigkeit kann aber nichts anderes als Zufall sein. Das aber lehnen ja gerade die Theologen ab. Wenn Gott die Welt erschaffen hat, dann muss er auch die kausale Ursache für deren Existenz sein und warum sollten wir diese Ursache dann nicht mit den Mitteln der Wissenschaft herausfinden können? Gibt es zweierlei Kausalitäten? Eine Selbsttranszendenz mag durchaus auf eine Wirklichkeit zielen, sie kann aber keine objektiven Aussagen über deren Existenz machen. Dazu schreibt Kant (Kritik der reinen Vernunft, Methodenlehre, 1. Hauptstück, III. Abschnitt):

 

„Ordnung und Zweckmäßigkeit in der Natur muss wiederum aus Naturgründen und nach Naturgesetzen erklärt werden, und hier sind selbst die wildesten Hypothesen, wenn sie nur physisch sind, erträglicher, als eine hyperphysische, d.i. die Berufung auf einen göttlichen Urheber, den man zu diesem Behuf voraussetzt. Denn das wäre ein Prinzip der faulen Vernunft…“

 

„…Transzendentale Hypothesen des spekulativen Gebrauchs der Vernunft, und eine Freiheit, zu Ersetzung des Mangels an physischen Erklärungsgründen, sich allenfalls hyperphysischer zu bedienen, kann gar nicht gestattet werden, teils weil die Vernunft dadurch nicht weiter gebracht wird, sondern vielmehr den ganzen Fortgang ihres Gebrauchs abschneidet, teils weil diese Lizenz sie zuletzt alle Früchte der Bearbeitung ihres eigentümlichen Bodens, nämlich der Erfahrung, bringen müsste.“

 

Nun ziehen sich manche Theologen auf den Standpunkt zurück, dass die Naturwissenschaften ja durchaus erforschen können nach welchen Gesetzmäßigkeiten und Grundprinzipien die Natur funktioniert, aber die Fragen warum es unsere Welt gibt und was darin der höhere Sinn unserer Existenz ist, können ihrer Ansicht nach nur Philosophie und Theologie ergründen.

 

Viele Naturwissenschaftler sehen die Ursache der Existenz unserer Welt letztlich als Folge einer Quantenfluktuation. Die Frage nach dem „warum“ stellt sich dann nicht. Wir verdanken unsere Existenz einem quantenmechanischen Zufall und aus diesem Grund gibt es auch keinen höheren Sinn unserer Existenz. Das muss uns allerdings nicht davon abhalten, ein nach unseren Maßstäben sinnvolles irdisches Leben zu leben.

 

Bei den Antworten der Theologie auf diese Fragen, muss man ihre Erkenntnismethoden kritisch betrachten. Die Bibel als Quelle letzter Wahrheiten ist dazu völlig ungeeignet. Ihr historischer Wahrheitsgehalt dürfte leicht auf einem Bierdeckel Platz finden. Was noch bleibt, ist dann mit den Begriffen Vernunft und Offenbarung zu beschreiben.

 

Die Bedingung der Möglichkeit

 

„Gottes Geist als Erkenntnisquelle und Kraft zur Wandlung: Das Handeln Gottes im Geist ist zunächst einmal die Bedingung der Möglichkeit dafür, dass das göttliche Zusagewort im Logos überhaupt vom Menschen verstanden werden kann. Denn allein das Unbedingte selbst (Gott als Geist) kann ein Verstehen und Erkennen des Unbedingten (Gott als Logos) ermöglichen.“

 

(Aus „Einführung in die Systematische Theologie“ von Klaus von Stosch, S. 233)

 

Der Begriff „Bedingung der Möglichkeit“ wurde von Kant eingeführt in Zusammenhang mit seiner Untersuchung, welche Vorbedingungen im menschlichen Geist gegeben sein müssen, um überhaupt zu Erkenntnissen zu kommen. Kant sah hier insbesondere die Vorstellungen von Zeit und Raum als Vorbedingungen an. Ohne Zeit gibt es keine Ereignisse und ohne die Vorstellung von Raum können wir keine räumlich ausgedehnten Dinge erkennen.

 

Wie das obige Zitat zeigt, gilt offenbar nach Ansicht der Theologen Ähnliches für die Erkenntnis von Glaubensgrundsätzen. Die Vorbedingung ist hier, dass Gottes Geist in unseren Gehirnen wirkt und nur wenn das der Fall ist, können wir sie erkennen und verstehen. Anscheinend macht Gott aber einen großen Bogen um die Gehirne der Naturwissenschaftler oder aber ihnen fehlt ein wichtiges Organ im Gehirn, so eine Art „Gottesmodul“.

 

Nach Kant ist der Mensch durchaus in der Lage, Wahrheiten zu erkennen, die außerhalb der sinnlichen Erfahrung liegen. Ein Beispiel dazu ist die Mathematik. Sie besteht aus synthetischen Sätzen a priori. Mit der Vorbedingung der Anschauung von Raum und Zeit kann man Axiome definieren, die von unserer Vernunft unmittelbar einsichtig sind und daher nicht weiter begründet werden müssen. Innerhalb dieser Axiomensysteme können wir dann absolute Wahrheiten erkennen und sie in mathematische Sätze kleiden. Dies wird nun häufig als Argument von den Theologen gebraucht um darzustellen, dass unsere Vernunft in der Lage ist, auch göttliche Wahrheiten zu erkennen. Was dabei übersehen wird, ist die Tatsache, dass sich die Wahrheiten der Mathematik ausschließlich auf das jeweilige Axiomensystem beziehen. Inwiefern diese Wahrheiten auf die Realität angewendet werden können, entscheiden die Naturwissenschaften. Man kann sich grundsätzlich die Realitäten der Außenwelt nicht nur einfach ausdenken, sondern man muss sie empirisch erfahren und überprüfen. Man kann sich Hypothesen bzw. Erklärungsmodelle ausdenken. Inwieweit sie zutreffen, entscheidet aber ausschließlich die Empirie. Hypothesen über die Realität die nicht überprüfbar sind (z.B. Gotteshypothesen), sind völlig wertlos, weil sie keine Aussagekraft haben. Ein nur gedachter Gott kann auf die Realitäten keinen unmittelbaren Einfluss nehmen. Die Natur bzw. die Realitäten der Außenwelt richten sich nicht nach unserer Vorstellungskraft und schon gar nicht nach unseren Wünschen. Eine so abstruse Theorie wie die Quantenmechanik hätte man sich z.B. unmöglich am grünen Tisch ausdenken können, ohne den Druck der Messergebnisse.

 

Der wahre Feind der Religionen

 

Ist der Neue Atheismus der ärgste Feind der Religionen und ist im deutschsprachigen Raum die Giordano-Bruno-Stiftung die schlimmste Herausforderung des Christentums? Nein, es gibt einen viel mächtigeren Feind der Religionen und das ist die Bildung und hier insbesondere die naturwissenschaftliche Bildung. Gestützt wird dies durch einen weltweit zunehmenden Zugang zu jedweder Information über das Internet. Umfragen haben gezeigt, dass der Anteil von Gläubigen unter den Naturwissenschaftlern verschwindend gering ist. Dies überrascht nicht, denn sie müssen sich ständig mit der harten Realität herumschlagen und bekommen ein Gespür dafür, was Realität ist und was nur Imaginärstoff ist. Andere Studien zeigen, dass nahezu jede Art von Bildung zur Reduzierung der Religiosität führt. Wenn wir den Wohlstand in unserem Land auf Dauer sichern wollen, dann werden wir die Bildung weiter fördern müssen, denn sie ist eine wesentliche Grundlage unserer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Mythen aus der Bronzezeit werden uns nicht weiterhelfen. Aus diesen Gründen werden in der Zukunft entweder die Religionen in unserem Land an Bedeutung verlieren oder unser Land wird an Bedeutung verlieren.

 

Fazit

 

So niveaulos wie die Glaubensgrundlagen der Religionen kann der Neue Atheismus gar nicht werden, und zwar schon deshalb, weil er sich auf die harten Fakten der Naturwissenschaften stützt. Das wortgewaltige Geschwätz der Theologen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie letztlich mit leeren Händen dastehen. Sie haben keinen besonderen Zugang zu irgendwelchen Erkenntnissen. Ihre wichtigste Quelle ist das infantile Wunschdenken nach einer göttlichen Geborgenheit, einer höheren Gerechtigkeit und einem höheren Sinn des Lebens. Die Realität richtet sich aber nicht nach unseren Wünschen. Sie ist so, wie sie ist und nur die Wissenschaft kann sie ergründen.

 

Quellen:

 

Richard Dawkins: Der Gotteswahn, Ullstein Tb, 2008

Stephen Hawking: Eine kurze Geschichte der Zeit; Kap. 8, Rowohlt, 1988

Klaus von Stosch: Einführung in die Systematische Theologie, UTB, Stuttgart, 2008

Immanuel Kant: Kritik der einen Vernunft, Reclam, Ditzingen, 1986

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