Nur wer keine Argumente hat, wird wütend

von Constanze Cremer

KÖLN. (hpd) Hamed Abdel-Samad referierte am 6. Juni 2012 in Köln über „Islam und Menschenrechte“. An kritischen Stellen seines Vortrags nahm er gleich selbst die Rolle eines Salafisten sowie eines liberalen muslimischen Intellektuellen ein. Religion sieht er als einen der größten Menschheitsfehler und verglich sie, anschaulich wie immer, mit Pizza.

 

Die gbs Köln hatte, nach Jahren der Veranstaltungen mit nur trauriger Resonanz – die Presse im traditionellen „hillije Kölle“ (heiligen Köln) ist Gottlosen leider nicht im geringsten gewogen -, ein Experiment gewagt: Um doch endlich einmal in öffentlichen Medien Erwähnung zu finden und wenigstens ein einziges Mal zu sehen, wie es ist, bei einer mit Herzblut, viel Zeit und Arbeit vorbereiteten Veranstaltung gefüllte Sitzreihen zu erleben, ließ sie – ein spontaner und überaus großzügigen Sponsor machte es möglich – ca. 100 DIN A1-Plakate an S-Bahnhöfen und Litfaßsäulen aufhängen.

 

Die Resonanz in der Presse blieb jedoch auch dieses Mal aus, obwohl sie von verschiedener Seite aus mehrfach kontaktiert wurde: auch der Droemer Knaur-Verlag hatte eine Presseerklärung an sehr viele Presse-Institutionen und dort tätige Persönlichkeiten versandt.

 

Der Veranstaltungsraum jedoch, mit seinen 80 Sitzplätzen, war bis zum Bersten gefüllt, da fast noch einmal so viele Zuschauer stehend Vortrag und Diskussion anhörten, oder bei geöffneter Tür im Flur auf dem Boden sitzend verfolgten. (Wie viele vielleicht, die Überfüllung gewahr nehmend, sofort wieder umgekehrt sind oder den „Ausverkauft“-Hinweisen direkt folgend gar nicht in unserer Zählung einbezogen werden konnten, bleibt naturgemäß offen. Die Auswertung ergab, dass tatsächlich der Löwen­an­teil durch die Plakate auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht worden war.)

 

Hamed Abdel-Samad, Politologe und bekannter Autor, hat im Laufe seines noch relativ kurzen Lebens schon praktisch alle Varianten des Moslem-Daseins durchlaufen: Aufgewachsen bei Kairo als Sohn eines Imams zunächst ein „Durchschnitts-Moslem“ ägyptischer Prägung, später radikalisiert als Mitglied bei den Muslimbrüdern, schwenkte er schließlich um in Richtung Vernunft, da er anfing, selbst zu denken. Mit seiner hohen Intelligenz schaffte er sich Verständnis für die richtige Kategorisierung von Freiheit, so dass er dem gebildeten westlichen Durchschnitts-Bürger tatsächlich durch punktgenaue Benennung dessen eigener Werte so manches „Aha-Erlebnis“ bescheren kann: Wichtige und entscheidende „Aha-Erlebnisse“, die man der gesamten Politiker-Kaste dieses Landes inniglich wünscht…

 

Abdel-Samad wurde im Namen der gbs Köln vom Psychologen Frank Hichert begrüßt, der in dem Zusammenhang thematisierte, dass die Lobby der Religiösen reich und einflussreich ist, besonders den radikalen Moslems stünden sprudelnde Ölquellen zur Verfügung, so dass es für sie ein Leichtes sei, Politiker für sich zu gewinnen (um nicht direkt zu sagen: zu kaufen). Die Säkularen, denen diese Möglichkeiten nicht zur Verfügung stehen, sollten versuchen, Einfluss über z.B. eine hohe Zahl von Abonnenten für den gbs-Newsletter zu nehmen, so dass die gbs mit mehr Gewicht auftreten könne.

 

Hamed Abdel-Samad begann seinen Vortrag mit der Bemerkung, dass es eigentlich unfair sei, dass er allein über das Thema referiere, denn prinzipiell müssten auch ein Salafist und ein liberaler muslimischer Intellektueller mit dabei sein, um die Debatte fair zu machen. Zum Ausgleich dessen versetzte er sich daher an den einschlägigen Stellen des Vortrags jeweils in die Rolle dieser Gegenparts.

 

Scharia

 

Allem voran stellte er die Feststellung, dass es der größte Fehler vieler, auch gemäßigter, Muslime sei, sich nicht zuerst als individueller Mensch wahrgenommen sehen zu wollen, sondern in erster Linie als Muslim – weil sie auf die Propaganda der Islamverbände, die dies forderten, hereinfielen.

 

Diese Verbände, die künstlich initiiert worden waren, um dem Staat als Gesprächspartner zu dienen, repräsentierten zwar nur einen Bruchteil der Muslime in Deutschland, sprächen aber für alle und übten indirekt Einfluss auf das Justiz-System aus. In England sei es bereits gelebte Realität: mit Hilfe der christlichen Kirchen sei dort die Einrichtung von Scharia-Gerichten durchgesetzt worden. Deren Befürworter behaupteten immer, die Scharia stünde nicht im Widerspruch zum Grundgesetz. Aber, so die Frage von Abdel-Samad, warum muss man die Scharia-Gerichte dann extra einführen, wenn es doch keinen Widerspruch gibt?

 

Das Problem sei, dass es für „die Scharia“ viele verschiedene Schulen und Interpretationen gebe, sie also kein klar definiertes Recht sei, nicht einfach in einem Buch nachzulesen – gäbe es dieses Buch, so könne man es in fünf Minuten argumentativ vernichten.

 

Damals habe der Koran sehr kreative Antworten auf die Fragen der Zeit von vor 14 Jahrhunderten gegeben. Aber leider seien diese nie „upgedatet“ worden. – Auf Gebieten außerhalb der Religion sei dies selbstverständlich: Kein Kapitän z.B. würde heute mit einer Weltkarte aus dem 7. Jh. in See stechen. Das Pendant zu einer heutigen aktuellen See-Karte, seien, um im Bild zu bleiben, die Menschenrechte.

 

In die Rolle des Salafisten schlüpfend stellte er fest: „Die Scharia ist eine umfassende Utopie und eine Anleitung von Gott direkt. Der Mensch ist eben schwach und verfügt nicht über sich selbst, er ist nicht in der Lage, Entscheidungen selbst zu treffen und aus Fehlern zu lernen. Er ist wie ein Auto, und Gott der Ingenieur, der es entworfen hat. Wenn man es bedienen will, muss man den Ingenieur fragen, wie es funktioniert. Der Mensch muss vor sich selbst gerettet werden. Daher muss der Staat die Tugenden durchsetzen, so dass es keine nennenswerte Grenze zwischen Moral und Gesetzen gibt. Die Scharia ist keine Verhandlungssache, und langfristig ist es daher auch Ziel, dass sie in jeder Gesellschaft gilt.“

 

Dieser Allgemeingültigkeitsanspruch für die ganze Welt sei, so Abdel-Samad, das Problem der islamischen Gesetzgebung.

 

Im Judentum galt ein Dekret, das die jüdischen Gesetze in der Fremde relativierte, wonach das Gesetz immer das Gesetz des Herrschers war. Nur im privaten Bereich seien die jüdischen Gebote einzuhalten gewesen.

 

Bei Christen sei es so ähnlich gewesen, bevor das Christentum Staatsreligion wurde.

 

Den Grund hierfür sieht Abdel-Samad darin, dass die Juden in der Diaspora immer in der Minderheit waren, und Jesus nie politische Verantwortung hatte, also einfach sagen konnte: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, usw…

 

Mohammed hingegen war als Herrscher verantwortlich, also gleichzeitig Gesetzgeber, Feldherr, Richter usw. So gab er Regeln vor.

 

In Medina hatte er gesehen, wie Juden lebten, und ihre Lebensweise zunächst als Vorbild genommen. „Halacha“ heißt auf Jüdisch „der Weg“, und bezeichnet das jüdische Recht. Folglich nannte Mohammed seine Vorschriften „Scharia“: arabisch „der Weg“. Die ersten Regeln wurden schlicht von den jüdischen kopiert. Etwa anfangs das Gebet in Richtung Jerusalem, das Verhalten der Frau, wenn sie ihre Tage hat, das des Mannes ihr gegenüber während dieser Zeit, die Reinigungsrituale, das Schweinefleisch-Verbot, etc.

 

Mohammed verkündete einen Monotheismus, und hatte daher erwartet, dass Juden und Christen als Erste diesen Glauben annehmen würden. Jene distanzierten sich aber wider Erwarten. Als Reaktion darauf entwickelte Mohammed seinen bekannten Hass auf die Anhänger dieser beiden Glaubensrichtungen und führte von da an abweichende eigene Gesetze ein.

 

Falsch sei es, immer spontan nur an den Islam zu denken, wenn es um demokratie- und menschenrechtsfeindliche Religionen gehe, denn alle großen monotheistischen Religionen würden sich im entscheidenden menschenfeindlichen Punkt kaum voneinander unterscheiden:

 

Sie alle sprächen dem Menschen das Recht ab, Herr über sich selbst zu sein!

 

Religion sei einer der größten Menschheitsfehler. Damals seien sie auf archaischer Basis, die nur mit den Bedürfnissen und der Begrenztheit der Menschen damals zu tun hatten, geschaffen worden, seien nie korrigiert worden – und jetzt hätten sie den „Alters-Bonus“…

 

Und sie erhöben leider den Anspruch, sich überall einzumischen, auch in Bereiche des Lebens, die mit Religion eigentlich nichts zu tun haben und auch nicht haben sollten. Z.B. dachte er kürzlich beim Eurovision Song Contest, er sehe nicht richtig: Mittendrin flüsterte einem eine deutsche Pastorin etwas von Gott und Liebe ein – wünschte dann aber nur dem deutschem Kandidaten Glück…

 

Religion solle jedoch aus dem öffentlichem Raum verbannt werden, also: in Gesetzgebung und Politik keine Rolle spielen. Religion könne Angebote machen, und wer wolle, könne sie annehmen…

 

Religion sei wie Pizza. Man kann ohne sie leben: „Wenn ich Pizza will, gehe ich zum Italiener, oder lasse sie mir bringen. Aber sonst will ich mit Pizza in Ruhe gelassen werden! Ich will keine Pizza in der Schule auf dem Pult liegen haben, ich will sie nicht auf dem Sozialamt aufgedrängt bekommen, ich will keine bei einer Abtreibungs-Entscheidung, will keine im Krankenhaus…! Werbung für Pizza ist natürlich okay. Aber nicht mit staatlicher Unterstützung! Der Staat kann nicht einfach nur Pizza-Sorten unterstützen, die alte Legenden haben, die damals nur niemand in Frage gestellt hat!“

 

Säkularisierung hieße, alle Religionen als Interessengruppen zu sehen, und sie alle gleich zu behandeln.

 

Kinder würden aber leider mit staatlicher Unterstützung mit Glaubenswahrheiten bombardiert, bevor sie lernten, zu denken. Und ständig höre er Gruselgeschichten, wie isoliert Kinder seien, die nicht zum Religionsunterricht gingen.

 

Warum die christlichen religiösen Gemeinschaften so scharf drauf seien, dass der Islam institutionalisiert werde? Sie wüssten, dass es die Gegenströmung gibt, die versucht, den Einfluss der Religionen zu verringern.

 

Islamkritik ohne Diskriminierung und Diffamierung sei unbedingt nötig. Viele verstünden aber diese Islamkritik reflexartig falsch als Abwertung von Menschen.

 

Arabischer Frühling

 

Alte Strukturen wurden aufgehoben, getragen vom Wunsch nach Freiheit, Menschenwürde und sozialer Gerechtigkeit. Warum geschah dies? Weil die Revolutionäre Moslems waren? Oder obwohl? Diese Frage sei, so Abdel-Samad, unerheblich, denn sie hätten es einfach nur als Menschen getan.

 

Jedoch dränge sich natürlich sofort die Frage auf, wie dies zusammenpasse mit den jüngsten Wahlergebnissen in Tunesien und Ägypten: Wollten diese Menschen letztlich doch nur eine Form der Bevormundung gegen eine andere austauschen? Oder hatte sich in ihren Köpfen doch zu nachhaltig das Mantra der Diktatoren festgesetzt, das da lautete: „Die einzige Alternative zu uns Diktatoren sind die Islamisten!“…?

 

Dieses Mantra, und dass Moslems eine Diktatur bräuchten, hatten die Diktatoren auch erfolgreich den Westen glauben gemacht: Mit der Folge, dass dieser, sie als „geringeres Übel“ ansehend, sie stets unterstützt hatte.

 

In diesen Diktaturen wurde durchgängig dafür gesorgt, dass die Islamisten sichtbar waren. Linken und Gemäßigten wurde der Zugang zu Medien verweigert. Die Islamisten hingegen durften Milliarden aus dem Ausland empfangen, um soziale Einrichtungen zu finanzieren: Die Muslimbrüder seien immer dort gewesen, wo der Staat gefehlt habe. Aus diesem Grund hätten die Menschen sie auch zunächst gewählt, da sie persönlich so gute Erfahrungen mit ihnen gemacht hatten. Mubarak hingegen stehe einfach für alles, was schlecht und korrupt sei.

 

Im Westen heule man wegen des Ergebnisses der letzten ägyptischen Präsidentschaftswahl auf – aber das revolutionäre Lager habe eigentlich zusammen genommen 40 Prozent der Stimmen erhalten. Die Muslimbrüder hätten diesmal nur noch 25 Prozent erhalten: damit seien sie dafür abgestraft worden, dass sie sich in der Zwischenzeit nicht im Geringsten für soziale Verbesserungen eingesetzt hatten…

 

Abdel-Samad sieht durchaus die besorgniserregende Parallele zum Iran, wo auch anfangs geglaubt wurde, dass die Islamisten sofort wieder gingen. Er ist jedoch der Meinung, dass es nirgends mehr islamkritische Menschen gebe als im Iran, weil sie erfahren hätten, dass die Utopie nicht funktioniere.

 

Niemand könne garantieren, dass aus Ägypten kein zweiter Iran werde. Aber man könne das fast ausschließen – aus folgendem Grund: Ägypten lebe hauptsächlich vom Tourismus, der 50 Prozent der wirtschaftlichen Einnahmen ausmache. Die Wirtschaft werde bald eine viel wichtigere Rolle spielen als Religion, denn Menschen könnten sich von der Scharia nicht ernähren… Verbote von Alkohol und Bikinis würden dem Tourismus massiv schaden, und das Land noch mehr verarmen lassen; die Menschen würden sich daraufhin dann wahrscheinlich auch von den Islamisten wieder befreien, was dann die erste wirkliche Chance für die Gemäßigten bedeuten würde…

 

Man schreibe zudem nicht mehr das Jahr 1979: Heute lebe die „Generation facebook“, die Leute hätten andere Vergleiche, Autoritäten seien nicht mehr so unantastbar wie früher. – Leider sei dies nur nicht der Fall für den Text des Propheten…

 

Hamed Abdel-Samad glaubt langfristig an Reform. Reformfähig sei das Denken der Menschen. Reformfähig sei die Art, alte Texte auszulegen, sie zu relativieren und sich damit im Ergebnis von ihnen zu distanzieren.

 

Es habe allerdings noch nie eine Religion gegeben, die sich von sich aus und von innen heraus reformiert habe.

 

Für die arabische Welt gebe es mehrere Szenarien – auch die Zutaten für echte Veränderung seien da.

 

Diskussion und ein Pakt

 

In der folgenden Diskussion meldete sich sofort und erregt ein Moslem mit Häkel-Mütze zu Wort: Er fühle sich von seinen Worten beleidigt! Und das Recht auf Kritik höre dort auf, wo andere beleidigt würden. Abdel-Samad habe offensichtlich das Selbstverständnis des Islam nicht begriffen, es sei nämlich folgendermaßen: Der Islam verstehe sich als Glaubenskomplex und sei geoffenbart. Dieser Komplex solle sich bewahrheiten. Der aufmerksame Zuhörer fragte sich in diesem Moment zwar, wo denn nun der Widerspruch zu verorten sei – da ging es aber auch schon weiter: Die Menschenrechte seien relativ! Muslime könnten keine E-Mail an Gott schreiben und müssten seine Gebote einfach akzeptieren.

 

Abdel-Samad entgegnete, dass Muslime sich in einem vertikalen Verhältnis zu Gott sähen. Sie selbst könnten das gerne und frei ausleben. Aber wenn sie in den öffentlichen Raum kämen, könnten sie anderen nicht verbieten, sich darüber lustig zu machen: „Der Betroffene muss mit seinen Gefühlen anders umgehen. Sie dürfen an einen Stein glauben, aber bewerfen sie mich nicht mit dem Stein!“

 

Und weiter: Wenn wir als Gesellschaft den Salafisten erlaubten, andere als Ungläubige zu bezeichnen, müsse man auch Pro Köln erlauben, Karikaturen zu zeigen. Die Grenze der Meinungsfreiheit sei erst dort zu ziehen, wo es um Gewalt oder Diffamierung gehe. Wenn er sage: „Mohammed ist kein Prophet gewesen, und er hat eine Religion der Gewalt geschaffen.“, solle darauf mit Argumenten geantwortet werden, aber nicht mit Wut. „Nur wer keine Argumente hat, wird wütend…“ Respekt verdiene man sich durch Argumente und Leistungen, nicht, indem man Respekt fordere, weil man ein Moslem sei: „Ich respektiere sie, aber nicht deswegen, weil sie Moslem sind, sondern weil sie ein Mensch sind!“

 

Mina Ahadi führte recht emotional aus, dass der Islam gegen Menschenrechte, gegen Frauenrechte sei. Er sei eine Bewegung. Er sei menschenfeindlich und aggressiv. Sie wolle hier eine „normale Frau“ aus einem muslimischen Land reden hören, und von ihr geschildert bekommen, was der Islam für ihr Leben bedeutet. Der Islam sei nicht gleichzusetzen mit anderen Religionen, er beinhalte die Todesstrafe, die Steinigung, etc… Mohammed habe eine 9-Jährige geheiratet…

 

Abdel-Samad entgegnete, dass der aggressive unerbittliche Islam im Iran nur ihre persönliche Erfahrung gewesen sei. Andere Frauen hätten vielleicht eine andere Geschichte – keine einzige Erzählung sei allgemeingültig. Mohammed sei nicht mehr für das Heiraten einer 9-Jährigen verklagbar: Damals hätten andere Regeln geherrscht, wie man ja in den 14 Jahrhunderte alten Texten nachlesen könne. Er schlage daher einen Pakt vor: Wir verurteilen Leute von damals nicht nach unseren heutigen Maßstäben, dafür sollen aber auch die 14 Jahrhunderte alten Texte nicht mehr unser heutiges Leben bestimmen: sie müssen relativiert werden.

 

Auf die Frage, ob ein „Islam light“ denn überhaupt möglich sei, zumal das Christentum ja auch trotz der Aufklärung immer noch gefährlich sei, Religionen Menschen trennten, sagte er, dass er an Menschen glaube, und daran, dass sie zu allem fähig seien. Er glaube nicht an die genetische Bedingtheit, wer z.B. Demokrat sei und wer nicht…

 

Was ihm Hoffnung mache: Vor 500 Jahren habe es die tolle Erfindung des Buchdrucks gegeben, die zur Folge hatte, dass das Wissen plötzlich nicht mehr durch die Kirche monopolisiert war. Das Osmanische Reich habe damals diese Erfindung abgelehnt, denn religiöse Gelehrte hätten Angst gehabt, dass der Koran verfälscht werden könne. Die ersten Druck-Platten waren somit tatsächlich nach Kairo z.B. erst 1798 mit Napoleon gekommen: Die islamische Welt hatte über 300 Jahre wichtige Prozesse verpasst. Nun sei aber das Internet in die arabische Welt gekommen, und diese Welle konnten die Gelehrten glücklicherweise nicht stoppen. Es gebe daher eine frische Entwicklung. Eines der beliebtesten Chat-Foren sei momentan eines, worin Araber mit Atheisten diskutierten.

 

Es werde nicht alles von heute auf morgen besser werden. Er kritisiere, weil er verändern wolle. Er wolle das kleine Licht der Veränderung unterstützen…

 

Nach dem Applaus und den natürlich noch lebhaft weitergehenden Einzel-Diskussionen war zu resümieren, dass es insgesamt sehr schön war, zu erleben, dass einmal eine wirkliche Öffentlichkeit in einer Veranstaltung der gbs Köln hergestellt werden konnte. Man kann hoffen, dass wirklich etwas in den Köpfen einiger, die noch nie etwas von rationaler religionskritischer Aufklärung gehört hatten, bewegt wurde.

 

Leider war jedoch auch zu beobachten, dass an den Stellen, wo Religion im allgemeinen kritisiert wurde, nur von relativ wenigen geklatscht wurde, was darauf schließen lässt, dass wohl doch viele Zuschauer nur der Islamkritik wegen gekommen waren.

 

Aber Aufklärung braucht bekanntlich einen langen Atem, und eine Menge „brennender Geduld“…

Von der „Kreuzigung“  intellektueller Redlichkeit

von Constanze Cremer

Er hat sich schon vor Jahren der Häresie schuldig gemacht: Der Doktor der evangelischen Theologie, Heinz-Werner Kubitza, las im Februar 2015 bei der gbs Köln aus seinem neuen Buch „Der Dogmenwahn“, das im Vorfeld schon hervorragende Kritiken (u.a. von Siegfried R. Krebs und Horst Herrmann ) geerntet hatte.

In gewisser Weise kann man dieses Buch fast als das dritte einer Trilogie bezeichnen – wenn man sich nicht scheut, neben seinem Vorläufer „Der Jesuswahn“ auch Richard Dawkins‘ „Der Gotteswahn“ mitzuzählen.

 

Als Kubitza, der mittlerweile Mitglied im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung ist, 2001 den Kirchenaustritt vollzog, war das sich aus der Natur der Sache ergebende Problem, nur für diesen einen Beruf qualifiziert zu sein, bereits elegant damit gelöst, dass er auch schon Verleger war und nun sich und andere kirchenkritische Autoren erfolgreich publiziert.

 

Sein Vorgänger-Werk „Der Jesuswahn“, in dem er aus historisch-kritischer Sicht über Jesus von Nazareth schrieb, letzterer starb bekanntlich als Gescheiterter und Irrender, hat sich bereits über 10.000 Mal verkauft.

 

Im „Der Dogmenwahn, Scheinprobleme der Theologie – Holzwege einer angemaßten Wissenschaft“, der, mit einem Augenzwinkern, aufgebaut ist wie eine klassische Dogmatik, geht Kubitza nun der Frage nach, wie moderne Theologie daherkommt und ob sie tatsächlich so modern ist, wie sie vorgibt. Dazu hat er sich die, für einen sich mittlerweile als Atheisten Verstehenden mutmaßlich zunächst eher als „harte Strafe“ denn interessante Unternehmung empfundene, Arbeit gemacht, die gängigen Dogmatiken der unter Fachleuten populären evangelischen Theologen durchzuarbeiten, und er fand dies, wie er sagt, wirklich höchst amüsant:

 

Staatlich hochbezahlte Leute führen den Leser in eine Parallelwelt und lösen dortige Scheinprobleme mit Scheinlösungen. Es eröffnen sich dabei faszinierend-absurde Denkwege, die beschritten werden, weil, gefesselt an alte Traditionen, ein freies Denken ausgeschlossen ist. Beispiele für solche Scheinprobleme, die niemand hätte, würde man die unelegante Gottes-Hypothese nicht vertreten: „Was machte Gott vor der Schöpfung?“, „Wie ist das Verhältnis Gottes zu den Tieren?“, „Ist auch das Böse von Gott geschaffen?“.

 

Theologen können laut Kubitza keine wirkliche Kritik üben, weil sie viel zu sehr selbst am Spinnennetz der Dogmatik mitgewebt haben, das sie nun gefangen hält. Wo sie sich kritisch äußern, kann dies immer nur Binnenkritik sein, wirkliche Kritik kann daher immer nur von außen kommen, wird dann aber, weil sie von Laien kommt, erst gar nicht zur Kenntnis genommen.

 

Für Predigten bräuchten die Theologen übrigens keine Dogmatiken, da gehe es mehr um die Erbauung der Gemeinde, eigentlich seien Dogmatiken nur für Theologie-Studenten relevant und Höhepunkt eines Theologen-Lebens sei es, eine eigene Dogmatik zu verfassen.

 

Nachdem er einige verschwurbelt-langweilige Zitate aus Dogmatiken verlesen hatte, war man als Zuhörer dankbar, sich nicht selbst eine derartige Lektüre antun zu müssen, sondern zu hören, dass darüber der historische Jesus nur schallend gelacht hätte.

 

Amüsant auch, wie leichtfüßig Kubitza beschreibt, wie schlecht im Saldo der Schreibstil der Bibel ist, genauso, wie der des Koran, und wie man sich als Leser in dem Moment gewahr wird, dass er gleichzeitig vorführt, wie man es doch so viel besser machen kann. Man sollte sich also nicht vom Umfang des Buches, seinem strengen Äußeren und den so vielen eng beschriebenen Seiten abschreckend lassen: abgesehen von einer Menge Wissen über „Aliens auf Papstaudienz“, „Eiertänze“ und „Theologen, von denen man wirklich denken könnte, sie hätten was geraucht“, würde einem eine kurzweilige, von Ironie und Bonmots gespickte, Lektüre entgehen…

 

In der anschließenden Diskussion wurde überwiegend Interesse am historischen Jesus gezeigt, im Gegensatz zu den im Vorfeld beschriebenen Theologen, die merklich die Frage nach dem historischen Jesus nicht gestellt hätten, hätten sie gewusst, was sie sich damit einhandelten:

 

Der historische Jesus hat laut Kubitza dogmatisch nämlich nichts zu bieten und ist zu uninteressant und fremdartig, als dass mit ihm Kirche zu machen sei. Er mache einen eher spröden Eindruck, gehörte einer anderen Religion an, die mit dem späten Christentum fast nichts zu tun hatte und war ein religiöser Extremist mit der Meinung, das Ende der Welt stehe direkt bevor; Extremismus und Überspanntheit musste er dann mit dem Kreuzestod „bezahlen“. Er habe sich als frommer Jude natürlich nicht als gottähnliches Wesen gesehen und schon allein den Gedanken als Blasphemie empfunden, sein Tod, der vermutlich unbeabsichtigt war, habe für ihn keine Heilsbedeutung gehabt.

 

Die meisten Theologen würden sich daher, so Kubitza, zwar artig zum geschichtlichen Jesus wie zu einer Ehefrau bekennen, ihre Leidenschaft aber gelte dem dogmatischen Christus als ihrer heimlichen Geliebten. Nur die Liebe (die angenehmste Form des Wahnsinns) könne erklären, warum gestandene Männer und Frauen, die sich selbst als Wissenschaftler verstanden wissen wollen, wenn sie von Jesus redeten, ins Schwärmen gerieten wie pubertierende Pennäler.

 

Auf die Frage, wie hoch er die Wahrscheinlichkeit einschätze, dass Jesus überhaupt existiert hat, führte er aus: Es gab und gibt einzelne Theologen, wie z.B. Hermann Detering, die behaupten, dass er ein reiner Mythos sei, aber man schaffe sich damit tatsächlich mehr Probleme, als man löse.

 

Er selbst gehe davon aus, dass Jesus wohl eine historische Person war, die immer mehr mythologisiert wurde. Denn wenn man davon ausgehe, dass er erfunden wurde, warum habe man ihn dann mit so vielen Fehlern ausgestattet, warum ließ man ihn taufen, warum kreuzigen, warum einen so gängigen Namen tragen, warum einen so provinziellen Geburtsort haben?

 

Die jüdische Sicht auf Jesus sei schon immer viel realistischer gewesen, wie die Forschung festgestellt habe: ein Mensch aus seiner Zeit, vermutlich verheiratet, weil er sonst angegriffen worden wäre.

 

Wenn es in Jesus’ Worten wirklich eine göttliche Offenbarung gegeben habe, dann sei es sein gravierendster Fehler gewesen, nichts Schriftliches hinterlassen zu haben. Alles sei aus zweiter oder dritter Hand überliefert und daher sicher voller Missverständnisse. Eventuell hat er auch deshalb nichts Schriftliches hinterlassen, weil die Welt ja bald untergehen sollte. Aber wenn Jesus doch tatsächlich sagte, dass einige Zeitgenossen das Reich Gottes noch erleben würden, hätte man ja spätestens im zweiten Jahrhundert zur Kenntnis nehmen müssen, dass er sich geirrt hatte…

 

Die These vom Seitensprung Marias mit dem römischem Offizier Panthera bezeichnet Kubitza als Legende: Sie tauchte erst 200 Jahre später auf und ist daher sicher kein historisches Zeugnis mehr. Aber dass Jesus öfter nur als „Sohn der Maria“ bezeichnet wurde, könnte darauf hinweisen, dass er unehelich geboren war…

 

Zur Frage, wie denn die Theologen auf seine Bücher reagierten, war die Antwort knapp: sie würden grundsätzlich ignoriert. Er plane aber, alle bekannten evangelischen Theologen auf das neue Buch hinzuweisen. Er rechnet damit, dass es zwar gelesen wird, aber nicht rezipiert, da „man“ damit kaum etwas zu gewinnen habe… Er behandele in seinem Buch nur die gängigen theologischen Ansichten, mit Extrempositionen würde er es den Gegnern zu leicht machen. Diese gängigen Positionen kämen aber nicht in Predigten vor. Wenn die berühmten „wissenschaftlich vergeistigten“ Theologen mitunter einmal zu Predigten eingeladen würden, sei er teilweise schockiert, wie anders gegenüber dem „gemeinen Volk“ gepredigt werde.

 

Er habe auch Freunde unter Pfarrern, mit denen er zusammen studiert habe, von denen einige sagen würden: „Jetzt bin ich 40 oder 50 Jahre alt, ich habe doch nichts anderes gelernt…“ Oder: „Ich glaube halt Nonsens, das tut gut.“ Oder man verschreibe sich allein der Religion als Wellness: Es ist so ein tolles Gefühl im Gottesdienst.

 

Gefährlich seien die Auswirkungen von Dogmen auf die Realität: aus der Idee von der Reinheit Mariens etwa, wahrscheinlich ohnehin nur ein Übersetzungsfehler, ergebe sich nach wie vor die Haltung der Kirchen zu Abtreibung und PID, zur Stellung der Frau allgemein, die ja eigentlich so sein sollte wie Maria…

 

Religion, so Kubitza, war einst ein Selektionsvorteil und wird daher nicht schnell verschwinden. Heute ist sie zum Hindernis geworden; die Welt sähe ohne viel friedlicher aus.

 

Auf die Frage, was ihn denn letztlich zum Bruch mit der Theologie geführt habe, erklärte er, über die Kenntnisse, welche er im „Jesuswahn“ dargelegt hat, habe er zwar schon damals verfügt, sie sich aber immer wieder so „zurechtgebastelt“, dass er dann doch seinen Glauben nicht aufgeben musste. Ausgetreten aus der Kirche war er zunächst nur aus Protest, weil für eine Kirchenorgel extrem viel Geld verschwendet wurde.

 

Erst später sei er kritisch geworden, nachdem er sein „Damaskus-Erlebnis“ hatte: das Buch „Denn sie wissen nicht was sie glauben“ von Franz Buggle.

 

Bis dahin hatte er die negativen Stellen in der Bibel immer komplett überlesen. Denn tatsächlich, auch Theologen tun sich schwer mit der so teilweise zähen und langweiligen Bibel-Lektüre: man blättert einfach weiter, bis man etwas findet, was einem gefällt. Und wenn man etwas Grausames liest, dann blättert man einfach weiter.

 

Das Wesen der Bibel wie auch des Korans sei es, dass sich immer beides darin befinde: Schreckliches wie Angenehmes, daher könne man diese Schriften für alles heranziehen und niemals auf ihrer Grundlage ein funktionierendes faires Gemeinwesen gründen. Dies könne man nur auf Basis der Menschenrechte und allgemeingültigen Vereinbarungen wie dem Grundgesetz.

 

Auf die Schlussfrage, wie man denn am sinnvollsten schon im Vorfeld den in zwei Jahren anstehenden „Luther-Käßmann-Festspielen“ begegnen könne, verwies er auf schon bestehende Flyer, die es zu ergänzen gälte, und welche vor allem „unter das Volk“ zu bringen seien: aufklären, bis sich die Theologen eigentlich schämen müssten, sich auf solcherlei Huldigungsveranstaltungen blicken zu lassen. Huldigungsveranstaltungen, zu denen man mit großer Sicherheit mit den Worten aus Kubitzas „Dogmenwahn“ wird sagen müssen: Hier wird „die intellektuelle Redlichkeit gekreuzigt“.

Des Kaisers neue Kleider oder Das wahre Gesicht des Dalai Lama

von Constanze Cremer

Vortrag von Colin Goldner am 05.04.2009 anlässlich der 38. „Post-Matinee im Haus am See“ in Mastershausen, Sitz der Giordano Bruno Stiftung.

 

Sicher, auf Grund der Wahl des Vortragenden konnte man mit einer Demontage des gemeinhin als so edel und friedfertig geltenden Dalai Lama rechnen. Dass man aber nach ca. vier Stunden Vortrags samt Pause und anschließender Diskussion nicht mehr in der Lage sein würde, sich zwischen Entsetzen, Wut, Trauer und Unglauben zu entscheiden – das war doch eher nicht zu erwarten gewesen!

 

Im Folgenden sollen ein paar Auszüge des Unfassbaren, was lt. Goldner, kein Auswuchs einer „kranken Phantasie“ ist, sondern gut recherchiertes und belegbares Faktum, skizziert werden:

 

Das Alte Tibet war eines der ausbeuterischsten und brutalsten Unterdrückungs- und Herrschaftssysteme, die es jemals auf diesem Planeten gegeben hat!

 

Genau genommen gibt und gab es sogar nie einen vergleichbar menschenverachtenden theokratischen Feudalismus: Eine kleine Mönchselite und eine kleine „Blutsauger-Schicht“ von Adelsfamilien beuteten die restliche Bevölkerung (etwa 90%), die in bitterster Armut zu leben hatte, schamlos aus. Die Säuglingssterblichkeit lag bei knapp 50% (heute, unter der chinesischen „Besatzung“, bei unter 3%), die mittlere Lebenserwartung lag unter 35 Jahren (heute fast doppelt so hoch).

 

Die Masse der Tibeter waren unfreie Bauern, Leibeigene oder Sklaven, die in Elend, Dreck und Hunger ihr Dasein fristeten. Außerhalb der Klöster gab es keine Schulen und keine medizinische Versorgung, die Analphabetenquote lag bei 95%.

 

Gerechtfertigt wurde dieser Zustand durch die Karma-Lehre: Jeder hatte den Rang seiner Geburt durch gute oder schlechte Taten in einem vorhergehenden Leben angeblich selbst verursacht. Wer sich gegen die Lamas zur Wehr setzte, verschlechterte a) sein Karma, wurde also z.B. als Wurm oder ein anderes Tier – im schlimmsten Fall aber als Frau(!) – wiedergeboren; b) musste er grausamste Strafen im aktuellen Leben fürchten: z.B. Hautabziehen bei lebendigem Leib, Abhacken von Händen, Augenausstechen u.ä. – Goldner erzählte, er habe in einem Kloster eine Maschine gesehen, die eigens dafür konstruiert war, bei lebendigem Leib die Gedärme herauszuziehen und aufzuwickeln (und das trotz der sonstigen Technikfeindlichkeit der Lamas: sie verhinderten sogar die Einführung des Rades, was das Leben der Unterdrückten Schicht zumindest ein klein wenig erleichtert hätte).

 

Aber damit nicht genug: man hatte c) zusätzlich für die Zeit zwischen Tod und Wiedergeburt eine (oder mehrere) von nicht weniger als 16 Höllen zu befürchten. Eine davon besteht z.B. aus einem unendlichen Sumpf von Exkrementen, in dem man eingetaucht zu verharren hat. Tagsüber kommen metallische Insekten und fressen einem das Fleisch von den Knochen, welches nachts jedoch wieder nachwächst. In einer anderen Hölle wird man von großen Rasiermessern in kleine Stücke geschnitten und wächst über Nacht wieder zusammen. Der Aufenthalt in diesen Höllen kann, je nach Schuldgrad, von 49 Tagen bis zu Äonen von Jahren währen.

 

Die Beschreibung dieser Höllen erfolgt im Präsens, da der Dalai Lama heute noch behauptet, diese seien keineswegs metaphorisch gemeint! Seine Kritik an den damaligen Zuständen beschränkt sich auf die Feststellung, dass „das Alte Tibet sicherlich nicht vollkommen gewesen sei“. Ansonsten beschönigt er nur wortreich die Verhältnisse.

 

Dieses System basierte auch mitnichten auf jahrtausende alter Tradition sondern stammte aus der Mitte des 17. Jh., als die Sekte der Gelbmützen, deren Oberhaupt der Dalai Lama ist (genau genommen also nur der Anführer einer Sekte des tibetischen Buddhismus) alle ihre Gegner brutal ausgeschaltet hatten. Der Buddhismus dieser Sekte hat mit dem Zen-Buddhismus, abgesehen von ein paar Schlagworten, fast nichts gemein:

 

Herausstechendste Eigenschaft dieses mit viel schwarzer Magie durchsetzten Geister- und Dämonenglaubens ist die Anpassungsfähigkeit an andere alte Religionen; viele Elemente wurden z.B. dem katholischen Glauben entnommen, der von spanischen Missionaren, die im 17. Jh. Tibet bereisten, propagiert wurde – allerdings nur die grausamsten (die Vorstellung der Hölle beispielsweise wurde ganz im Geiste der Lamas – „perfektioniert“)…

 

Wesentlicher Inhalt dieser Religion ist der rituelle Missbrauch von Frauen und Mädchen ab acht Jahren, die zu diesem Zweck in die Klöster entführt wurden (- der auch heute noch praktiziert würde, wenn nicht von den Chinesen verboten). Der Glaube beinhaltet, dass die Mönche aus sich heraus nur männliche Energie inne haben und zu ihrer Vervollkommnung das weiblichen Pendant extern aufnehmen müssen: in Form von Vaginalsekret und -blut. Beim erzwungenen Geschlechtsakt wurde daher durch spezielle Übungen dafür gesorgt, dass der Mann nicht ejakulierte, sondern nur durch einen erzeugten Unterdruck die weiblichen Sekrete heraussaugte.

 

Die heutige Situation in Tibet

 

Dass die Chinesen „kulturellen Völkermord an den Tibetern“ übten, ist reine böswillige Propaganda des Dalai Lama: Das Land wird nicht von Han-Chinesen überschwemmt – er behauptet zwar, sie machten mittlerweile 2/3 der Bevölkerung aus. Nach offiziellen chinesischen Angaben sind es jedoch gerade einmal 5%. Sollte diese Zahl künstlich nach untern korrigiert sein, wäre dies ein Eigentor der Chinesen, von daher dürfte sie korrekt sein.

 

In den Schulen wird in tibetischer Sprache unterrichtet, erst ab der dritten Klasse wird Chinesisch hinzugenommen. Obwohl gerade einmal 0,37% der Bevölkerung in China (samt Tibet) tibetisch spricht, ist es zweite Staatssprache – jeder chinesische Geldschein ist zweisprachig bedruckt.

 

Die Ausübung der Religion ist für das einfache Volk nicht eingeschränkt, lediglich für den Klerus, wenn er oppositionelle Politik betreiben will – was zweifellos eine eklatante Verletzung der Meinungsfreiheit bedeutet.

 

Die einzige Restriktion in der Ausübung der Religion besteht darin, dass die Klöster nicht mehr kleine Kinder von drei Jahren an sich reißen dürfen (früher wurde etwa jeder zweiten Familie eines entwendet), um sie in zwanzigjähriger Indoktrination zu Mönchen auszubilden bzw. für den oben beschriebenen Ritus zu missbrauchen. Das Mindesteintrittsalter für die Jungen beträgt nun 16 Jahre und der Eintritt muss auf freiwilliger Basis erfolgen (was noch immer attraktiv ist, da man dort bestens versorgt ist: die weltweiten Spenden für das arme Tibet machen es möglich). Diese Einschränkung ärgert den Dalai Lama in höchstem Maße, denn in diesem Alter sind sie natürlich nicht mehr so leicht konditionierbar.

 

Tibeter dürfen mindestens zwei Kinder haben (Han-Chinesen bekanntlich nur eines), die bevorzugten Zugang zu höheren Schulen haben; und sie genießen sogar Steuervorteile.

 

Sogar eine Akademie für tibetische Medizin finanziert der chinesische Staat. Obwohl, so Goldner, diese überhaupt nicht brauchbar sei: Nach dieser Lehre haben Sekrete der Lamas heilende Wirkung: Ohrenschmalz, Speichel, Sperma, Fäkalien. Im Heinrich-Harrer-Museum in Österreich könne man in einer Glas-Vitrine noch originale „Scheiße-Pillen“ bewundern. Und noch heute würden die Mönche die Nachttöpfe ihrer Lehrer austrinken!

 

Trotzdem ist China natürlich kein Rechtsstaat! Die Verletzung von Menschenrechten betrifft allerdings alle Chinesen und keinesfalls Tibet in erhöhtem Maße.

 

Wie kommt es aber zu der großen Verehrung des Dalai Lama in Europa, besonders in Deutschland, die sich durch sämtliche sozialen Schichten und politische Lager zieht? Warum wird sein Schwindel nicht aufgedeckt?

 

Goldner erklärt dieses Phänomen mit dem Zeitgeist: dass man sich bei dem sich so sanft gerierenden, stets von Frieden und Empathie sprechenden Lama einfach wohl fühle. Sich als Mitstreiter für die Entrechteten fühlen und sich in seinem eigenen Gutmenschentum sonnen könne.

 

Der Dalai Lama bediene sich in seinen Vorträgen vor westlichem Publikum stets zwei unterschiedlicher Sprech-Ebenen: Zum einen banal-trivialer „Küchenkalender-Weisheiten“ auf dem Niveau von chinesischen Glückskeks-Sprüchen, die jeder versteht und auf der anderen Seite hochgestochenen Unsinns – den niemand versteht.

 

Für letzteres eine Kostprobe:

 

„Dass Erscheinungen unter letztgültiger Analyse nicht gefunden werden können, zeigt an, dass sie nicht wirklich existieren. Da sie leer sind in Bezug auf die konkrete Existenzweise, in der sie erscheinen, ist klar, dass sie im Kontext und Wesen der Leere in Bezug auf inhärente Existenz existieren. Dass etwas nicht gefunden werden kann, heißt also, dass es nicht nicht existiert, sondern dass es nicht wirklich existiert.“

 

Da jeder die erste Ebene versteht, denkt fast jeder, die zweite müsse ebenfalls gehaltvoll sein und es läge nur an ihm selbst, dass er zu dumm sei, den Inhalt zu verstehen, was umso mehr Ehrfurcht einflößt… Hier zeigt sich das Phänomen von „Des Kaisers neue Kleider“: niemand traut sich, dem Träger des Friedensnobelpreises, ausgestattet mit Ehrendoktor-Titeln von 50 Universitäten in sämtlichen Wissenschaften (von denen er nicht die geringste Ahnung hat), zu sagen:

 

Es ist schlichter Nonsens, den Du da von Dir gibst und während Deiner „Ausbildung“ stupide auswendig gelernt hast. Man will sich lieber mit ihm „schmücken“ und in der Massen-Hysterie mitschwimmen…

 

Den Friedensnobelpreis erhielt er – und das, obwohl er nie auch nur im geringsten zu irgendeinem Friedensprozess beigetragen hat – 1989 auf Betreiben von Petra Kelly, die ihn 1982 auf der Frankfurter Buchmesse kennengelernt hatte und von seiner, wie sie sagte, „Femininen Maskulinität“ hingerissen war. Sie war es auch, die ihn dazu brachte, Vorträge vor westlichem Publikum zu halten, ihm aber gewissenhaft beibrachte, dabei seine extreme Frauen- und Schwulenfeindlichkeit und auch all das, was auf Europäer allzu albern wirkt, auf keinen Fall zur Sprache zu bringen…

 

Die Frage, ob er in den Jahrzehnten des Exils nicht vielleicht doch etwas an Weisheit gewonnen und sich mit dem Zen-Buddhismus auseinander gesetzt habe, ist wohl eher zu verneinen, denn vor seinen Anhängern in Indien predigt er nach wie vor die alten menschenverachtenden „Weisheiten“ des Alten Tibet!

 

Auch sein ständiger Umgang und zum Teil innige Freundschaft mit alten wie neuen Nazis schadet seiner Popularität seltsamerweise nicht.

 

Nun wundert sich der Zuhörer natürlich, ob diese unfassbaren Behauptungen Colin Goldners denn wirklich der Wahrheit entsprechen können. Wie kommt es, dass er so negativ über das Alte Tibet und den Dalai Lama spricht, aber sonst (fast) niemand? Dies legt doch nahe, dass er ein Lügner ist, der sich auf Kosten den guten Mannes profilieren will.

 

Jedoch spricht die extrem lange Reihe von Belegen in seinem Buch dagegen: Es existieren eine Menge von Zeugenaussagen, die allgemein einfach ignoriert werden. Es existieren alte Reiseberichte. Es existieren Bestätigungen von Buddhisten, die hierzulande leben. Und es existieren Dokumente, die Goldner selbst aus einem der beiden einschlägigen Archive unter seinem Parka nach und nach herausgeschmuggelt und ins Deutsche hat übersetzen lassen. Goldner erklärte, sie befänden sich nun im Tresor seines Anwalts. Das leicht ungläubig-entsetzte Publikum wurde nicht beruhigt: „Ja“, sagt er. „Ich habe diese Unterlagen gestohlen!“ Und: „Wenn ich jetzt Katholik wäre, dann könnte ich jetzt beichten!“

 

Und bei genauerer Betrachtung ist es durchaus denkbar, dass das Unglaubliche und doch tatsächlich wahr ist: das die dem Menschen angeborenen schlechten Eigenschaften derart extrem und ungezügelt gedeihen konnten:

 

Es fehlte in diesem Fall anscheinend am Korrektiv, das normalerweise in Form eines aufbegehrenden Volkes derartige Auswüchse verhindert. Aber die Besonderheit der Religion, die gezielt und in außerordentlich hohem Maße die Angst vor dem Jenseits schürte, könnte tatsächlich ein jahrhundertelanges Stillhalten der Bevölkerung und damit eine weitere „Perfektionierung“ der in ihrer Unmenschlichkeit kaum mehr steigerbaren Grausamkeit möglich gemacht haben:

 

Das Extrem-Beispiel dafür, was fehlende Trennung von Staat und Religion anrichten kann.